Monday, January 9, 2017

Werner Guth (1941-2016)

http://www.onomastikblog.de/artikel/wuerdigungen/werner-guth-1941-2016/

Am 10. Dezember 2016 verstarb Werner Guth, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Namenforschung, nach längerer schwerer Krankheit im Klinikum in Göttingen. Bis 2004 war er an Schulen in Fritzlar und Gudensberg tätig und fand erst spät zur Namenforschung, obwohl er in Göttingen und Marburg Germanistik und Geschichte, aber auch Skandinavistik und Indogermanistik studiert hatte. Neben seiner Lehrtätigkeit beschäftigte er sich schon lange und intensiv mit seiner nordhessischen Heimat, vor allem auf den Feldern der Mundartkunde, der Familien- und Familiennamenforschung und der Volkskunde. Die Liebe zu diesem Landstrich zeigt sich besonders deutlich in seinen humoristischen Veröffentlichungen wie Das Firschtenbuch. Hessische Herrscher aller Zeiten, uff kasselänsch ins rechte Licht gerückt und (unter dem Pseudonym Carl Theophrast Seidelbast publiziert) Ach, wie steh´me hier bedrippelt. Casseländer Grab-Poeme us däm ganz un gar zerfledderten un bahle nit mehr läsbaren Nachlaß).
In den letzten 15 Jahren wandte er sich aber, sicherlich auch ausgelöst durch unsere immer intensiver werdende Diskussion über die geographischen Namen, der Toponymie und Hydronymie vor allem Nordhessens zu. Die daraus entstehenden Beiträge wurden u.a. auch in den NI veröffentlicht. Darunter befinden sich ‒ und das ist das Besondere an dem vielseitig interessierten Werner Guth ‒ auch wegweisende Studien. Die wichtigsten sind nach meiner Einschätzung: Sonderfälle bei germanischem p-, t-, k-Anlaut als Folge von s-mobile-Wirksamkeit (NI 91/92, 2007); Mattium. Onomastische Überlegungen zu einem historischen Problem (Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 113, 2008); Dissen, Deute, Haldorf, Ritte, Baune, Besse ‒ Onomastische Überlegungen zu einem alten nordhessischen Ortsnamenspruch (Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 116, 2011); Der Flußname Unstrut (NI 101/102, 2012/13).
Seinen großen Plan, die kaum bekannte Publikation über nordhessische Ortsnamen durch F. Suck (Ein etymologisches Ortsnamen-Lexikon für Kurhessen und Waldeck, Folge 1-63. in: Heimatbrief - Heimatverein Dorothea Viehmann, Kassel 1989-2004) zu überarbeiten und in Buchform herauszugeben, konnte er, auch krankheitsbedingt, nicht mehr in die Tat umsetzen.
Wenige Wochen vor seinem Tod besuchte ich ihn im Göttinger Klinikum. Wir sprachen lange miteinander, auch über die letzten Dinge des Lebens. Und da abzusehen war, dass das Ende nah war, versprach ich ihm, in den Namenkundlichen Informationen einen Nachruf zu schreiben. Ich tue es schweren Herzens; die intensiven Gespräche mit ihm werden mir sehr fehlen.
Jürgen Udolph Göttingen/Leipzig

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